Unbewusstes Essen – der fiese Automatismus

Unbewusstes Essen – der fiese Automatismus (und einige Tipps, was Du dagegen tun kannst!)

Vielleicht kommt Dir diese Situation bekannt vor? Du bist gerade von etwas total genervt oder frustriert und plötzlich ist er da: DER JIEPER! Der Heißhunger, der “Gluscht” – wie auch immer Du ihn bezeichnest. Jedenfalls brauchst Du jetzt etwas zu essen. Am besten etwas Süßes (oder manchmal auch ein großes Stück Wurst). Aber eigentlich denkst Du da jetzt gar nicht so wirklich drüber nach. JIEPER – Schokolade, Gummibärchen, wasauchimmer – sofort!
Und ehe Du überhaupt wahrnimmst, was Du da gerade tust, ist die Hand in der Schublade, der Süßkram ausgepackt und weggehapst! Inhaliert, einfach so. Oha, und jetzt meldet sich doch aus der hinteren Ecke ganz leise, aber vernehmlich das schlechte Gewissen. Du wolltest doch nicht mehr …

Süßigkeiten (Fies, oder?)
Foto: Pixabay

Halt, Stop! Spulen wir die Szene mal zurück und schauen wir doch mal, was da jetzt genau mit Dir passiert ist.  Er hat nämlich gerade zugeschlagen – der fiese Automatismus.

Was der Automatismus mit Dir macht und warum er so übermächtig ist

Du weißt, je öfter wir etwas tun, um so mehr schleift sich die Gewohnheit ein. Je öfter Du Auto fährst, um so sicherer wirst Du. Je öfter Du Dich in einer Fremdsprache unterhältst, um so automatischer hast Du die Wörter parat.
Gewohnheiten sind ja eigentlich etwas Nützliches, das habe ich in diesem Blogartikel schon mal näher beleuchtet. Beim “Jieper” geht die Gewohnheit aber eher  in eine unschöne Richtung.

Und noch etwas überwältigt Dich hier: Dein evolutionäres Programm. Dieses Evolutions-Programm, das so tief in uns allen drinsteckt und bei Stress nur eine Lösung kennt: Den Stress sofort eliminieren – angreifen oder flüchten. Auf jeden Fall irgendeine Aktion.
Und da hast Du es: Heute kannst Du aus der stressigen Situation eben nicht mehr einfach rausgehen oder dem, der Dich stresst, eins draufgeben. Du brauchst eine andere Lösung.

Wenn wir dann etwas essen, bekämpfen wir den Stress an zwei Fronten:
Zum einen geht das Feuerwerk an Glückshormonen im Kopf los, das uns signalisiert, “es ist alles in Ordnung, niemand tut mir was, ich komme mit der Situation klar”.
Zum anderen wird durch das Kauen der Stress in Bewegung umgeleitet (funktioniert besonders gut bei Chips & Co. …) und so durch die Kaubewegungen die Anspannung abgebaut.

Schön und gut, jetzt kennst Du den Hintergrund, WARUM das Ganze passiert. Aber eigentlich willst Du ja nicht mehr auf diesen Jieper anspringen – was tust Du denn jetzt dagegen? Hier habe ich erstmal noch einen sehr wichtigen Impuls für Dich.

Den fiesen Automatismus kannst Du unterbrechen

Diese Sollbruchstelle ist der Punkt zwischen der Stresswahrnehmung (dieses Man ey!-Gefühl) und dem automatischen Griff zum Süßkram.

Der wichtige Moment ist der, wenn Du registrierst, dass Du genervt bist.

Lass diesen Moment zu, nimm ihn ganz bewusst wahr. Wenn Du da kurz innehältst, hast Du die Sollbruchstelle direkt vor Dir. Meine dicke Empfehlung: Mach jetzt irgendetwas anderes. Es ist okay, jetzt was Süßes zu essen, aber mache vorher noch etwas anderes!

Und wenn Du fertig bist mit dem “erst noch was anderes machen”, dann stelle Dir diese Frage und höre genau in Dich hinein: “Will/Muss ich jetzt überhaupt noch etwas essen?”
Nein? – Wie wunderbar, Ziel erreicht!
Ja? – Okay, dann iss. Du wirst merken, dass Du ISST und nicht INHALIERST.

Aha, okay – aber was kannst Du denn anderes vorher machen?
Hier habe ich ein paar bewährte Tipps für Dich – probier Dich doch mal durch! 🙂

 

Meine Tipps für die Sollbruchstelle – äh, den Automatismus

1. Eine Minute bewusstes Atmen / Atemmeditation
Eine Minute lang einfach nur einatmen, ausatmen – nur das, nichts anderes.

2. Zwei Minuten bewusste Muskelentspannung von den Füßen bis zum Kopf
Nacheinander jeweils ein Körperteil anspannen, die Anspannung kurz halten und wieder loslassen – rechter Fuß, linker Fuß, rechtes Bein, linkes Bein, bis nach oben.

3. Zwei Minuten Kopfkreisen oder andere Lockerungseinheiten

4. Eine Runde spazieren um den Block, ums Haus, die Straße rauf und runter

5. Die Hände ausgiebig mit einer für Dich angenehmen Handcreme eincremen
Mein persönlicher Geheimtipp, hat den dreifachen Vorteil, dass die Creme nicht essbar ist, durch den Duft das Hirn auf andere Emotionen gebracht wird und auch noch die Hände gepflegt werden! Und passt in jede Tasche.

6. Einige Minuten auf ein schönes Bild, durch das Fenster nach draußen, auf einen schönen Gegenstand schauen.

7. Bewusst mit einem Stift spielen
Noch ein Geheimtipp. Klemm Dir einen Stift zwischen die Oberlippe und die Nase und versuche ihn dort festzuhalten. Das aktiviert die Muskeln, die auch zum Lachen gebraucht werden. Unser Kopf unterscheidet nicht zwischen Lachen und dieser Muskelanspannung – er gibt mal einfach ein paar Glückshormone frei.

8. Jongliertücher/Jonglierbälle
Ein bisschen fortgeschritten, aber den Versuch wirklich wert. Jongliertücher sind einfach zu handhaben, Jonglierbälle haben die Tendenz auf den Boden zu fallen und wegzurollen. Wenn Du aber zehnmal dem Ball hinterhergerannt bist, hattest Du gerade eine klasse Sporteinheit. 🙂

9. Anti-Stress-Ball / Flummi
Die etwas einfachere Version von 8. Und so ein Ball kommt auch mal freiwillig zurück. Notfalls kannst Du da Deinen ganzen Stressfrust reinlegen!

10. Musik
Okay, manchmal muss es dann Heavy Metal sein, kann ich nachfühlen. Aber es gibt auch Ohrwürmer, bei denen wir meistens unfreiwillig ein Grinsen kriegen. Ich sag nur
Hakuuunaaaa Matataaa          🙂
Manamana (düp-düüp-düdüdüdüp)    🙂

So, und wenn der Jieper dann immer noch mit den Fäusten auf den Tisch trommelt, dann fütter ihn. Aber ich glaube, das wird immer seltener der Fall sein. Und Du bist auf jeden Fall aus dieser fiesen Automatismus-Falle raus!

Der Weg aus der Automatismusfalle nochmal kurz zusammengefasst:
– Den Stressmoment wahrnehmen und zulassen, have a break.
– Essen ist okay, aber vorher noch irgendetwas anderes machen.
– Frage Dich danach, ob Du wirklich noch was essen willst.
– Wenn ja, dann tu genau das und genieße den süßen Augenblick – es ist okay!
– Wenn nein, weiter mit der Tagesordnung.

Erzähl mir doch, was Du ausprobiert hast und wie es Dir damit ging!

Und vor allem: Bleib selbst-bewusst
Deine Anja

P. S.: Brauchst Du mehr solche Tipps? Die gibt es auch regelmäßig in meinem monatlichen Futter-, äh Newsletter.  Den kannst Du auf meiner Webseite abonnieren.