Können Kalorien nähen?

Können Kalorien nähen?

Hui, was für eine Frage …  Hast Du jetzt verwundert geguckt – oder hast Du die Anspielung sofort erkannt? Es geht – natürlich – um die kleinen Tierchen, die nachts heimlich die Kleidung im Schrank enger nähen.  🙂

Von Kalorien und ihren Nähkünsten

In diesem Blogartikel geht es also um die Kilokalorien. Das ist die offizielle Bezeichnung, aber Kalorien liest und schreibt sich einfacher, deshalb bleibe ich mal dabei.

Klar kennst Du Kalorien und weißt, was das ist bzw. was damit gemessen wird. Kalorien sind die Einheit, die etwas über die Energie aussagt, die das Essen unserem Körper liefert. Eigentlich sind sie eine Wärmeeinheit – eine Kilokalorie ist die Energiemenge, die benötigt wird, um einen Liter Wasser von 14,5 ° C auf 15,5 ° C zu erwärmen.

Die andere offizielle Recheneinheit dafür sind Joule bzw. Kilojoule. Diese Einheit wird aber im Alltag kaum genutzt und hat sich nicht wirklich durchgesetzt.

Du weißt sicher auch, dass wir einerseits eine bestimmte Menge an Energie – also Kalorien – brauchen, andererseits aber zuviel davon nicht gut für uns ist. Damit verbunden tauchen immer wieder bestimmte Fragen auf, die ich heute mal gerne näher betrachten und beantworten will.

Wieviele Kalorien brauchen wir?

Auf diese Frage gibt es eine schöne Antwort: Es kommt darauf an!

Tatsächlich hängt unser Tagesbedarf an Energie von ganz vielen Faktoren mit ab:
Vom Alter, vom Geschlecht, von der Körpergröße, vom Gewicht, von den Hormonen, vom Gesundheitszustand, von der Aktivität, vom Körperbau …. Und dann ist da natürlich noch die Frage, ob jemand abnehmen möchte oder im Gegenteil vielleicht sogar zunehmen.

Es ist also nicht sinnvoll, hier eine allgemeingültige Antwort zu suchen. Die Frage sollte eher sein: Wie viele Kalorien brauchst DU täglich?

Es hängt nämlich von genau Deinen Lebensumständen ab, wie viel Energie Dein Körper braucht.

Aber es gibt doch diese Faustformeln?

Ja, die gibt es. Vielleicht sind sind auch schon mal die Begriffe Grundumsatz, Leistungsumsatz, Gesamtumsatz begegnet? Damit versucht man, den durchschnittlichen täglichen Energiebedarf festzulegen. Rechnerisch ist es ganz einfach: Grundumsatz + Leistungsumsatz = Gesamtumsatz. Aber in der Praxis ist es eben nicht so leicht. Es gibt so viele unterschiedliche Berechnungsmethoden, von “ganz genau” bis “Pi mal Fensterkreuz”.

Sehr modern ist gerade der PAL-Faktor. PAL steht für Physical Activity Level und soll die körperliche Aktivität eines Menschen berücksichtigen. Das ist gar nicht so verkehrt, denn jemand, der 8 Stunden im Bett liegt, verbraucht ja weniger Energie als jemand, der 8 Stunden körperlich schwer arbeitet. Aber wo sollst Du Dich hier genau einordnen, wenn doch jeder Tag bei Dir anders aussieht?

“Durchschnittlicher Energiebedarf”
Um die Verwirrung komplett zu machen, werden von den Fachgesellschaften auch noch schöne übersichtliche Tabellen herausgegeben, in denen die tägliche Kalorienmengen gestaffelt nach Alter, Geschlecht, Gewicht abzulesen sind. Aber auch hier habe ich ein ABER:

  1. Das sind Durchschnittswerte! Nicht jeder Mann ist 1,75 m groß, nicht jede Frau 1,65 m.
  2. Solche Referenzwerte für den Kalorienbedarf werden gerne mal über Nacht angepasst. So kann es passieren, dass für Dich gestern noch 2.200 kcal pro Tag okay waren, heute sind es aber nur noch 1.900 kcal – ohne, dass sich etwas in Deinem Leben geändert hat.

 

Wer mehr isst, als er verbraucht, nimmt zu.

Das ist richtig. Wenn auf Dauer mehr Energie reinkommt, als der Körper braucht, dann lagert er diese überschüssige  Energie ein. Da wir aber keine Wärme speichern können und nicht viel Zucker oder Eiweiß, wird das Übermaß als Fett eingetuppert, für schlechte Zeiten. Das ist dann der Punkt, an dem die Nähkünste der Kalorien ins Spiel kommen, denn plötzlich kneift die Hose und diese Jacke hat doch auch schon mal lockerer gesessen?  🙂
Ich finde es allerdings zu einseitig, die Essensmenge nur nach der Energiemenge zu beurteilen. Es kommt schon auch noch auf die Qualität des Essens an. Ein drastisches Beispiel gefällig?
Eine Tafel Schokolade hat rund 550 Kalorien. Isst Du also außer drei Tafeln Schokolade nichts, sind das 1.650 Kalorien und sicher nicht zuviel für einen ganzen Tag. Aber hast Du Deinem Körper damit etwas Gutes getan? Sicher nicht. So eine “Ernährung” würde Dich trotz richtiger Energiemenge auf Dauer dick machen.

Kalorien und Nähen

 

“Wenn ich abnehmen will, darf ich nur X Kalorien.”

Das stimmt – in gewisser Weise. Wenn wir weniger Energie aufnehmen, als wir verbrauchen, geht unser Körper an die Reserven und wir nehmen ab.
Gefährlich wird es, wenn die Energiezufuhr zu radikal reduziert wird, also zum Beispiel unter den Grundumsatz gedrückt wird. Unser Körper macht das einige Tage mit und die Zahl auf der Waage wird kleiner. Das ist der Anfangserfolg bei jedem Diätversuch. Dann aber schaltet der Körper auf Notprogramm um, er merkt, dass nicht genug Energie ankommt und fährt alle Systeme herunter: Den Stoffwechsel, die Wärmeproduktion, die Denkleistung, den Bewegungsdrang. Er verbraucht also immer weniger Energie. Das ist der Grund, warum Diäten, die nur die Kalorienzufuhr reduzieren, scheitern: Uns ist kalt, wir sind müde und gereizt, können nicht klar denken und haben plötzlich nur noch ESSEN im Sinn. Das hält doch auf Dauer niemand durch!

Also wie denn jetzt? Wie kann ich es denn richtig machen, wenn ich abnehmen will?

Hier meine Tipps dazu für Dich:

  • Gib nichts auf die pauschalen Empfehlungen oder ultimativen Tipps in den Medien. Es kommt immer auf Dich als Individuum an!
  • Abnehmen ist immer ein Zusammenspiel zwischen wertvollem Essen, energieverbrauchender Bewegung und Stressabbau. Im Zweifel lege Dein Augenmerk auf die Bewegung! Auch Dein Umfeld spielt eine wichtige Rolle.
  • Es liegt nicht nur allein an der Kalorienmenge. Zu wenig Energie treibt den Körper in den Hunger-Notprogramm-Modus.
  • Mach Dein Ziel nicht (nur) an der Zahl auf der Waage fest! Abnehmen äußert sich oft an ganz anderen, unvermuteten und viel tolleren Stellen! Wenn nämlich zum Beispiel die Kalorien nachts die Nähte wieder auftrennen und die Kleidung wieder passt. 🙂

 

In diesem Sinne
bleib selbst-bewusst
Deine Anja